Spielen in und um Werne

November to remember – Rückblick auf den Spielemonat

Der November war ein sehr spielreicher Monat. Ich möchte hier ein paar Spiele vorstellen, die mir erstmalig auf den Tisch (bzw. vor die Maus – diese Zeiten fördern das digitale Spielen von Brettspielen) gekommen sind. Garnieren werde ich das ganze mit ein paar Einbettungen von meinem Instagram-Account.

Rajas of the Ganges: The Dice Charmers

„Rajas of the Ganges“ ist ein Klassiker. Mit großer Skepsis habe ich daher die Wandlung in ein Roll-and-Write gesehen, aber meine Sorge war unberechtigt.

Äußerst elegant wurden die Kernelemente des Brettspiels aufgegriffen und in ein anspruchsvolles Ankreuzspiel überführt. Weiterhin gibt es Waren, einen Fluss, zwei gegenlaufende Leisten, die sich überschneiden müssen, Palastaktionen und ein Spielfeld, auf das man hier aber Wege malen muss.

Ich bin schwer begeistert von dieser tollen Umsetzung des Brettspiels in ein Roll-and-Write. Für das Spielen auf Distanz gibt es übrigens auf Yucata.de eine sehr schöne Umsetzung.

Würfelkönig

Woran merkt man, dass ein Spiel gut ist? Tolle Reviews auf den einschlägigen Internetseiten? Schöne Rezensionen von irgendwelchen YouTubern?

Wenn die eigenen Kinder ein Spiel immer wieder hervorholen, um es zu spielen, dann muss das Spiel was haben. „Würfelkönig“ aus dem Hause HABA ist ein solches Spiel. Im Grunde wird gekniffelt. Mit sechs Würfeln versuchen die Spieler wie bei Kniffel bestimmte Zahlen- oder Farbkombinationen zu erwürfeln, die auf ausgelegten Karten zu sehen sind. Schafft der Spieler das, kommt die zugehörige Karten mitsamt ihren Punkten ins eigene Königreich. Befand sich die Karte unter einem Landstrich der eigenen Farbe, kommt dieser mit seinen Punkten ebenfalls ins Königreich der Spieler. Schafft man es nicht, mit seinen drei Würfel eine Bedingung zu erfüllen, kommt ein Schurke ins eigene Königreich und bringt Minuspunkte.

„Würfelkönig“ gefällt nicht nur meinen Kindern. Es ist ein locker-leichtes Spiel, das ein bekanntes Thema (Kniffel) aufnimmt und elegant verändert. Ein richtig schönes Spiel für zwischendurch.

Bonfire

Stefan Feld ist unter Brettspielern ein wohlgelittener Designer. „Die Burgen von Burgund“ ist ein echter Klassiker, aber auch seine anderen Werke erfreuen die Spieler seit vielen Jahren. Klar, dass die Erwartungen an „Bonfire“ nicht gerade klein waren.

Ich muss zugeben: mit dem Thema um Gnome, die die Bonfire wieder entzünden wollen, in leeren Städten auf einsame Hüterinnen treffen, Novizen, die nach Entzünden des Feuers in der Stadt in den Rat entsandt werden und den Schiffen, die Aufgaben und Hüterinnen einsammeln, werde ich nicht warm. Das ist so krude, dass man bei Boardgamegeek eine 16-seitige Vorgeschichte herunterladen kann.

ABER: das tut dem Spiel keinen Abbruch. Dennis Lohausen als Illustrator hat ganze Arbeit geleistet und eine tolle Optik abgeliefert, hinter der ein richtig gutes Spiel steckt. Die Idee, das eigene Spielfeld (Stadt) mit Aufgaben, Wegen und Portalen zu füllen, die idealerweise zueinander passen, ist gut. Gespielt wird mit Aktionsplättchen, die man durch geschicktes Anlegen auf seinem eigenen Spielbrett erhält. Durch die relativ vielen Spielelemente gibt es durchaus mehrere Wege zum Erfolg, auch wenn die Konzentration auf ein Spielelement nicht ausreicht.

„Bonfire“ ist kein klassisches Einsteigerspiel, vielmehr richtet es sich an den geübten Spieler, der mehrere Spielelemente im Auge behalten kann und bei einer Vielzahl von Elementen und Ressourcen den Überblick behält.

„Bonfire“ erfüllt spielerisch die Erwartungen an ein Stefan-Feld-Spiel locker. Es macht Spaß, die richtige Strategie zu finden, seine Ressourcen punkteträchtig einzusetzen.

Rossio

Endlich können wir in Portugal mal wieder Fliesen legen. „Rossio“ entführt uns auf den bekannten Platz in Portugal und lässt uns diesen mit Fliesen verschiedener Muster füllen. Dazu nehmen wir Handwerker in unsere Dienste und sammeln Münzen, um selbige bezahlen zu können. Die Handwerker sind der Motor des Spiels, denn wider Erwarten legen die nicht die Fliesen, sondern geben für ihre Lieblingsmuster Punkte. So lange der Handwerker in unseren Diensten ist, bekommen wir für sein bevorzugtes Muster für jedes Auftreten Punkte. Da er uns nur drei Runden erhalten bleibt, sollten wir in der Phase des Fliesenlegens sehen, dass wir die Muster der eigenen Handwerker erweitern und die der Mitspieler meiden.

„Rossio“ macht verdammt viel richtig. Es sieht hübsch aus, bietet viel Taktik und nutzt viele beliebte Mechanismen. Die Kombination von Musteraufbau, Anlegen und Anwerben der richtigen Handwerker ist leicht erklärt und spielt sich locker-fluffig.

Der Anspruch ist nicht zu hoch, aber das will das familienfreundliche Spiel auch nicht. Mir hat „Rossio“ wirklich sehr gut gefallen.

Blätterrauschen

Blätterrauschen“ ist ein eher einfaches Roll-and-Write. Wer am Zug ist, wirft zwei Würfel. Nun müssen alle Spieler ein Rechteck dieser Größe auf ihrem Blatt einzeichen. Aus diesem Viereck dürfen sich die Spieler eine Feldart aussuchen, die sie zu Wertungszwecken im unteren Bereich des Spielblatts markieren wollen.

In weiteren Durchgängen dürfen schon einmal umschlossene Felder nicht noch einmal umzeichnet werden und jedes weitere Rechteck muss ein schon eingezeichnetes an mindestens einem Feld waagerecht oder senkrecht berühren.

Trickreich wird das Spiel durch die Idee, dass die unterschiedlichen Felder sehr verschieden zum Punktestand beitragen. Manche bringen je Kreuz Punkte, anderen werten die Punkte für andere Kreuze auf, ohne selbst was zu bringen, wieder andere sollten am Ende NICHT umschlossen sein, während wieder andere nur dann Punkte bringen, wenn sie in bestimmter Anzahl (z.B. gerade Anzahl) angekreuzt wurden. Das gibt etwas Spielraum für verschiedene Taktiken, auf demselben Blatt (wenn auch mit unterschiedlichen Startpunkten) andere Punktwerte zu holen.

Der Autor hat freundlicherweise mit derselben Spielidee Spielzettel für vier Jahreszeiten designt, so dass man im Grund vier unterschiedliche Varianten bekommt.

„Blätterrauschen“ ist schön, allerdings auch stark glückslastig. Werden früh im Spiel häufiger hohe Kombinationen gewürfelt, endet das Spiel schnell und eine Taktik aufzubauen, fällt schwer.

Wer damit leben kann, bekommt ein schönes Spiel für zwischendurch.

Räuber aus Skythien

Ich bin ja ein großer Fan von „Räuber der Nordsee„. Es ist ein tolles Workerplacement-Spiel, das durch seine Erweiterungen Tiefe gewinnt. Nun hat Shem Phillips in seinem neuen Werk alle Mechanismen aus „Räuber der Nordsee“ und den Erweiterungen genommen, einige Details verändert, mit Tieren ein neues Element hinzugefügt und den Kampf noch etwas glückslastiger gestaltet. Herausgekommen ist „Räuber aus Skythien„.

Wer „Räuber der Nordsee“ besitzt, braucht dieses Spiel nicht unbedingt. Für alle anderen ist „Räuber aus Skythien“ ein tolles Spiel, das natürlich durch die Einbeziehung aller Erweiterungen des grundlegenden Spiels schon etwas mehr Komplexität mitbringt. „Leider“ hat Sam Phillips seinen Bruder Shem die Illustrationen machen lassen. Gegenüber der Kunst von The Mico bei „Räuber der Nordsee“ wirkt das Spiel zwar deutlich aufgeräumter, aber auch ein gutes Stück steriler. Optisch sagt mir das „Original“ mehr zu, nichtsdestotrotz ist „Räuber aus Skythien“ ein sehr feines Spiel, das seine Grundlage sehr schön verfeinert.

Red Outpost

Ein weiteres Spiel mit „interessantem“ Thema ist „Red Outpost„. Kommunisten besiedeln einen fremden Planeten und die Spieler wollen der beste Anführer werden. Dazu bewegen wir über den Ablauf zweier Tag (mit verschiedenen Phasen) die verschiedenen Arbeiter über das Spielfeld, um dort Aktionen auszulösen. Je nach Art des Arbeiters bekommt dieser von der ihm zugewiesenen Arbeit gute oder schlechte Laune, was den Spieler, der den meisten Einfluss auf diesen Arbeiter am Ende des Tages hat, entweder Punkte bringt oder kostet. Gleichzeitig nutzen wir die Arbeiter, um Ressourcen zu produzieren, die uns wieder Vorteile bringen.

Der Kniff, dass alle Spieler dieselben Arbeiter benutzen, ist nicht neu, aber hier noch einmal geschickt weiterentwickelt. Die Spieldauer ist überschaubar, allerdings ist die Spielerzahl für die Ausgewogenheit entscheidend, da jeder der sechs Arbeiter nur einmal in den Phasen bewegt werden darf. Bei vier Spielern sorgt das in den einzelnen Phasen für eine Umwucht, die sich zwar über das Spiel ausgleicht, aber dem ein oder anderen aufstoßen dürfte.

Dennoch ist „Red Outpost“ ein originelles Arbeitereinsetzspiel, das mit einer angenehmen Spieldauer von 45-60 Minuten glänzen kann und durch die nicht zu große Regeltiefe auch für die ganze Familie geeignet sein dürfte.

Go Gecko Go

Ein weiteres Kinderspiel auf der Spielliste ist „Go Gecko Go„, das auch mal für das Kinderspiel des Jahres nominiert wurde. Bis zu vier Kinder versuchen auf ihrer Bahn am Fluss ihre vier unterschiedlich großen Tiere ans Ende des Weges auf einen Baumstamm zu bringen. Dabei können größere Tiere unterwegs kleinere mitnehmen. Aber Obacht: auf dem Weg hängen Baumstämme über das Wasser, so dass obensitzende Tiere eventuell wieder herunterfallen.

Und dann spielt auch noch das Wetter mit: die Würfel zeigen uns nicht nur, welches Tier wir in dieser Runde bewegen dürfen, sondern auch, ob Tiere, die im Schatten schwimmen, ein Feld vorrücken dürfen. Wenn ein Tier vor einem Baumstamm steht, dürfen wir statt zu würfeln auch den Fluss um ein Feld schieben und so das Tier unter den Baumstamm hinwegschwimmen lassen.

„Go Gecko Go“ ist ein schön gemachtes Kinderspiel, das zu ersten taktischen und strategischen Überlegungen anregt. Welches Tier kann gerade welches mitnehmen? Welche Kombination passt vielleicht gerade noch gemeinsam unter den Baumstämmen? Als erster Schritt in Richtung Spiele für größere Kinder ist es wunderbar geeignet, zumal „Go Gecko Go“ wirklich toll aussieht.

Die Burggrafen des Westfrankenreichs

Die Burggrafen des Westfrankenreichs“ ist der dritte Teil einer Saga von Spielen. „Die Architekten des Westfrankenreichs“ halte ich für eines der schönsten Einsteiger-Workerplacement-Spiele, auch auf Grund seiner Interaktion. Der zweite Teil, „Die Paladine des Westfrankenreichs“, ist deutlich anspruchsvoller und in meinen Augen ein klein wenig zu verkopft, um ganz oben mitspielen zu können. Von daher war ich auf „Die Burggrafen des Westfrankenreichs“ sehr gespannt.

Und was soll ich sagen? Ich wurde nicht enttäuscht. Das Spiel greift optisch viele Elemente der Vorgänger auf, spielt sich aber deutlich anders. Wie beim oben beschriebenen „Rossio“ haben wir immer drei Bürger vor uns, deren Eigenschaften wir nutzen, um mit unserem Burggrafen auf dem Spielfeld Aktionen durchzuführen und neue Bürger anzuheuern. Hier werden verschiedene Mechanismen wie Deckbuilding, Workerplacement und Setcollection elegant kombiniert.

Es gibt wie in vielen guten Spielen mehrere Strategien zum Sieg, wobei es keine übermächtige gibt. „Die Burggrafen des Westfrankenreichs“ ist ein toller Abschluss der Serie, auch weil es sich spielerisch deutlicher von den beiden anderen Teilen der Serie tut, als die bei „Paladine“ gegenüber „Architekten“ war.

Soweit ein Blick auf eine Auswahl von Spielen, die im November auf den Tisch gekommen sind.

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