Nachdem die Kandidaten für den Titel „Spiel des Jahres“ und deren Varianten „Kinder“ und „Kenner“ bekannt sind, wurden am vergangenen Freitag gleich zwei der potentiellen Kennerspiele des Jahres ausprobiert.
„Living Forest“ von Pegasus lässt uns als Waldgeist Bäume bauen, magische Blumen sammeln und Flammen löschen. Dabei holen wir uns die Hilfe von angelockten Tiere, wobei nicht zu viele Einzelgänger in unserer Gruppe sein dürfen. Der Kernmechanismus des Spiels ist ein Deckbau, d.h. wir mühen uns, das Startset an helfenden Tiere zu verbessern, indem wir Tiere anlocken, die uns bei anderen Aktionen Vorteile bringen. Dazu gibt es Elemente von Teile-Legen und Rennen (wir laufen im Kreis herum und klauen den anderen Geistern beim Überholen Bonuspunkte).
Interessanterweise ist „Living Forest“ vom Regelwerk her gar nicht besonders komplex, nach 2-3 Zügen hat man das Prinzip verstanden. Wahrscheinlich klassifiziert Pegasus daher das Spiel auch als Familienspiel. Tiefe gelangt das Spiel durch die verschiedenen Siegmöglichkeiten und die vielfältigen Karten, die diese Strategien unterstützen oder nicht. Die vier Erstspieler dieser Runden waren durchaus angetan, auch wenn die letzten Zweifel an der Einstufung „Kennerspiel“ nicht ausgeräumt wurden.
Der andere Kandidat für den Titel des Kennerspiel des Jahres, der es in der Familienbildungsstätte Werne auf den Tisch geschafft hat, ist „Dune: Imperium“. Auf dem Wüstenplaneten aus Frank Herberts Kultroman streiten sich bis zu vier Familien um die Vorherrschaft. Und tatsächlich ist das Spiel sehr interaktiv, den jede Runde wird ein Konflikt ausgetragen, der dem Sieger attraktive Preise beschert. Dennoch kann man auch durch Verbindungen zu den vier Fraktionen Punkte sammeln.
Auch hier ist Deckbau der Kernmechanismus, der extrem elegant mit Workerplacement (ich muss eine passende Karte spielen, um den Arbeiter an einem Ort einzusetzen) und einem Mehrheitenmechanismus verbunden wird. Was dem Spiel an Optik fehlt, macht es durch einen wirklich tollen Spielverlauf wett. Jeder Zug will wohlüberlegt sein, nur vor sich hinspielen funktioniert nicht, da die Mitspieler sowohl bei der Verbundenheit zu den Fraktionen als auch im Konflikt im Auge behalten werden müssen. Ein tolles Spiel.
Selten kommt Schach bei uns zum Zuge, gibt es dafür in Werne doch einen eigenen Verein, dennoch ist das Spiel der Spiele ein gern gesehener Gast. Schon häufiger waren dagegen „Sequence“ und „Skyjo“ auf dem Tisch – beides sind elegante Spiele, die leicht erklärt und schnell gespielt sind.
Nachdem es beim letzten Mal schon gut angekommen ist, durfte „Heimliche Herrschaft“ noch einmal von seinen Qualitäten überzeugen. Auch der Klassiker „6 nimmt!“ bereitete Freude. Noch mehr Klassiker ist „Elfer raus“, ein Spiel, bei dem auf- und absteigende Reihen unterschiedlicher Farben zu bilden sind. Ebenfalls sehr beliebt in unserer Runde ist „Las Vegas“, das hier in der französischen Ausgabe gespielt wurde, die mit schönen Geldscheinen und einer platzsparenden Verpackung zu punkten weiß.
Das nächste Spielcafé der Familienbildungsstätte Werne findet am 12. August 2022 um 19 Uhr ebendort statt. Damit es auch im Juli ein Angebot zur gewohnten Zeit gibt, findet am 8. Juli um 19 Uhr im Dietrich-Bonhoeffer-Zentrum am Ostring in Werne ein offener Spieleabend statt, zu dem alle interessierten SpielerInnen herzlich willkommen sind.