„Die Quacksalber von Quedlinburg“ ist nicht nur das Kennerspiel des Jahres 2018, sondern auch ein sehr originelles Spiel aus der Kategorie „Bagbuilding“. Im Kern ziehen wir Zutaten aus unserem Beutel und füllen die in unseren Kessel, den wir so voll wie möglich bekommen wollen. Je nach gezogener Zutat aktivieren wir besondere Funktionen, wobei wir neue Zutaten von Runde zu Runde erwerben und so die Wahrscheinlichkeit, gute Zutaten zu ziehen, in unserem Sinne verbessern. Statt wie beim Kartenspiel unser Deck zu verbessern („deckbuilding“), verbessern wir hier den Inhalt unseres Beutel („bag building“). Der Charme dieses Mechanismus ist, dass er weiterhin eine gewisse Portion Glück beinhaltet, so dass weniger erfahrene Spieler auch eine Chance haben.
Nach zwei tollen Erweiterungen war es ja irgendwie klar, dass diese erfolgreiche Marke weiter genutzt werden soll. Und so ist „Mit Quacks und Co nach Quedlinburg“ auf den Markt gekommen, eine kindgerechte Adaption des Kennerspiels. Statt einen Kessel aus dem Beutel zu befüllen, wollen wir schnellstmöglich mit unserem Reittier nach Quedlinburg kommen. Dazu ziehen wir Zutaten aus dem Sack, die das Tier einige Schritte vorbewegen und je nach Art eine Aktion nach sich ziehen.
Zum Anfang sind nur ein paar Äpfel und etwas Mais gemeinsam mit dem Traumkraut im Beutel. Wir ziehen ein Plättchen. Ist es ein Traumkraut, legen wir es in die Denkblase unseres gewählten Tiers und der nächste Spieler ist dran. Handelt es sich um ein Futter, gehen wir so viele Schritte, wie die Zahl angibt und führen die Aktion durch. Das kann der Erhalt eines Rubins sein, das kann der Wurf mit einem Würfel sein oder aber das Vorziehen zu einem anderen Feld. Je nach gewählten Spieltafeln (sowohl die Seite ist wählbar als auch die Anzahl der spielbaren Zutaten) ist das unterschiedlich, so dass auch Variation entsteht. Wer am Ende zuerst das Zielfeld erreicht, gewinnt. Es gibt zwei Spielpläne, die einen unterschiedlich langen Weg haben, so dass auch die Spieldauer variabel ist.
Ich war erst skeptisch, dass die bis zu sechs Zutaten mit eigenen Regeln (in zwei Varianten) vielleicht etwas verwirrend sein könnten, doch ich wurde eines besseren belehrt. Auch meine Fünfjährige hatte nach einmal Zuschauen und einmal Ausprobieren kein Problem, sich zurecht zu finden und das Spiel erfolgreich zu spielen.
Aus Erwachsenensicht muss man feststellen, dass auch „Mit Quacks und Co nach Quedlinburg“ ein richtig gutes Spiel ist. Im Gegensatz zum großen Quedlinburg-Spiel macht es sogar ein, zwei Dinge besser. So ist das Befüllen des Kessels als Kern des Spiels im Kennerspiel doch sehr solitär, jeder spielt vor sich hin. Beim Kinderspiel wird der Reihe nach eine Zutat gezogen, so dass der Spielfluss schnell ist, immer was passiert und man immer schaut, was die anderen tun. Zudem hat man als Erwachsener immer die Möglichkeit, zu kontrollieren, ob ein Kind die Regeln verstanden hat. Beim Kesselbefüllen des großen Quedlinburg-Spiels hat man da weniger die Kontrolle.
Durch die verschiedenen Möglichkeiten der Variation (Spiellänge, Anzahl der Futterarten, Wirkung der Futterarten) ist eine Anpassung an das Alter und die Erfahrung der Mitspielenden sehr gut möglich, was das Spiel zu einem wirklich gelungenen Kinderspiel macht.
Wer also ein schönes Spiel für die jüngere Generation sucht, macht mit „Mit Quacks und Co. nach Quedlinburg“ nichts falsch.