Am Samstag, 15.02.2025, reisten wieder einmal drei Teams aus Werne und Umgebung zur Vorrunde der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft im Brettspiel. In vier Spielen traten insgesamt 19 Teams an, um einen der beiden begehrten Plätze beim Finale an Pfingsten zu ergattern.
Die Spielfolge in diesem Jahr begann mit dem Strategiespiel Terra Nova, einer etwas abgespeckte Version des Klassiker Terra Mystica, der für das Turnier sicher zu lang gewesen wäre. Dennoch ist Terra Nova ein sehr interessantes Spiel mit asymmetrischen Startbedingungen, aber ohne Glücksfaktor nach der Auslosung der Startaufstellung. Es folgte mit Ganz schön clever das vermeintlich glückslastige Würfelspiel, bei dem man mit verschiedenfarbigen Würfeln in unterschiedlichen Feldern Felder abstreichen oder Zahlen eintragen muss, um Boni freizuschalten und Punkte zu sammeln. Das hört sich dank der Würfel glückslastig an, kann aber durchaus gut strategisch gespielt werden. Den Beweis erbrachten die Werner Mannschaften später.
Das dritte Spiel war Istanbul, ein über zehn Jahre alter Klassiker, bei dem wir als Händler versuchen, schneller als die Mitspieler an fünf Rubine zu kommen. Diese können wir auf verschiedenen Wegen sammeln, gleichzeitig können wir die Mitspieler aber auch behindern. Völlig zur Recht ist das Spiel von Rüdiger Dorn ein Dauerbrenner.
Den Abschluss bildete das wunderschöne Kartenspiel Mischwald inkl. der Alpin-Erweiterung. Hierbei erstellen wir mit den Karten einen Wald aus Bäumen, an die wir Vögel, Rehe, Füchse, Hasen, Pilze oder Bienen per Karten anpflanzen. Diese ganzen Karten bringen auf verschiedene Weisen punkten, haben dabei teilweise spannende Synergien und ermöglichen ganz unterschiedliche Vorgehensweisen.




Alle drei Mannschaften haben gemeinsam mit einigen Ersatzspielern in den vergangenen Monaten fleißig diese Spiele geübt. Ob das was gebracht hat, musste dann der Turniertag zeigen.
Die Lippe-Siedlerinnen
In der gewohnten Besetzung Nicole Niemann, Margaretha Winkelmann, Silvia Kunst und Elena Becker gingen die Lippe-Siedlerinnen zum dritten Mal in Folge in der Vorrunde an den Start.

Der Turnierstart in Terra Nova verlief eher durchwachsen. Marga, Elena und Nicole kamen an ihren Tischen auf den jeweils dritten Rang, Silvia musste einen letzten Platz quittieren. Damit ordnete sich das Team erst einmal in der unteren Tabellenhälfte ein.
Aber die vier Damen kamen bei Ganz schön clever wieder zurück. Zwar waren Marga die Würfel nicht gewogen, aber Silvia, Elena und Nicole kamen in ihren Runden jeweils als Zweite ins Ziel. Es sei vorweggenommen, dass diese Leistung in der Gesamtschau mit den beiden anderen Mannschaften zeigt, dass dieses Würfelspiel offenbar doch gut planbar ist.
Bei Istanbul zeigten die Lippe-Siedlerinnen wieder eine gute Leistung, indem sie jeden Platz einmal belegten. Elena hatte dabei das Spielglück nicht auf ihrer Seite, dafür konnte Nicole ihren Tisch gewinnen. Marga wurde in ihrem Spiel Dritte, Silvia feierte einen weiteren zweiten Platz.
Leider war allen vier Damen beim abschließenden Kartenspiel das Glück nicht hold. Tatsächlich hat das Spiel von allen gespielten den größten Glücksfaktor, auch weil das Spielende variabel ist und sehr schnell kommen kann. Lediglich Nicole konnte sich auf den dritten Rang ins Ziel retten, die anderen drei beendeten ihre Tische als Vierte.
Mit diesem abschließenden Ergebnis und dem Mangel an ersten Plätzen – dieser bringt fünf Turnierpunkte, die Folgeplätze „nur“ drei, zwei und einen – wurden die Lippe-Siedlerinnen 16. im Feld der neunzehn Mannschaften.

Die Lippe-Siedler 2
Gegenüber den Vorjahren stellten die Herren-Teams sich ein wenig um. Zu Oliver Kunst und Johanna Gäßner kamen diesmal Thomas Tenbieg und Johannas Vater Marcus ins Team. Diese Konstellation hatte auch schon bei den Marler Brettspielmeisterschaften ihr Glück probiert.

Der Start bei Terra Nova war ein ordentlicher. Thomas hatte einen starken Tisch erwischt und wurde um einen Punkt Letzter, Oliver sicherte sich einen dritten Rang. Marcus lieferte sich mit einem starken Spieler der Vorjahresfinalisten GEspielt einen spannenden Kampf, musste sich am Ende aber knapp mit Platz zwei zufrieden geben. Die 12-jährige Johanna zeigte gleich mal, dass sich das Training gelohnt hat. Aus der ungünstigen vierten Startposition spielte sie sich auf einen tollen zweiten Platz.
Bei Ganz schön clever zeigte Johanna wieder eine gute Leistung und kam auf ordentliche 222 Punkte aus der in diesem Spiel eher undankbaren Startposition. An anderen Tischen hätte das gar zum Sieg gereicht, an ihrem starken Tisch mit Jörg von der ersten Mannschaft war leider nur der letzte Platz drin. Aber ihre Teamkameraden machten sehr deutlich, dass das Würfelspiel doch gut planbar ist. Thomas wurde Zweiter, Oliver und Marcus gewannen ihre Tische.
Istanbul lief auch ordentlich. Thomas und Oliver wurden souverän Zweite an ihrem Tisch, während Marcus Letzter wurde. Johanna zeigte wieder eine gute Leistung, beendete mit zwei anderen Spielern die Partie. Leider waren ihre Feinwertungen nicht ausreichend gut, so dass sie „nur“ Dritte wurde.
Bei Mischwald lieferten Thomas und Johanna wieder gute Leistungen ab und wurden Zweite. Marcus wurde an einem Tisch mit Klaus von der ersten Mannschaft sowie einem Spieler mit geradezu unheimlichen Zugglück Dritter. Oliver erzielte den höchsten Punktwert des Tages, musste sich aber den Spielsieg teilen, da ein Mitspieler am Tisch ebenfalls auf 187 Punkte kam.
In der Schlussrechnung kamen Die Lippe-Siedler 2 auf den 12. Rang. In einem sehr engen Mittelfeld waren es auch hier die wenigen ersten Plätze, die einer besseren Platzierung bei einer durchaus guten Leistung im Wege standen.

Die Lippe-Siedler 1
In diesem Jahr trat das erste Team in der Konstellation Klaus Niemann, Mathias Grunwald, Bernhard Rimatzki und Jörg Kreienbaum-Bülau an. Im fünften Anlauf machten sich die vier Herren Hoffnung, in die vorderen Tabellenregionen vorstoßen zu können.

Im Strategiespiel Terra Nova gab es aber einen kleinen Dämpfer für die Ambitionen. Zwar war Klaus‘ Sieg nie gefährdet, aber die zweiten Plätze von Jörg und Bernhard bedeuteten mit Mathias viertem Platz aus der undankbaren vierten Startposition heraus erst einmal einen Platz im Mittelfeld, während die Konkurrenz aus Münster, Gelsenkirchen und Krefeld schon etwas Vorsprung einsammelte.
Aber die vier Herren kämpften sich eindrucksvoll in der Tabelle hoch. Ebenso wie die zweite Mannschaft wurde die Übung bei Ganz schön clever stark umgesetzt. Klaus war einmal mehr souveräner Sieger an seinem Tisch, während Jörg Dritter wurde. Mathias kam mit einem ersten Platz zurück in die Spur, aber das wahre Drama ereignete sich an Bernhards Tisch. Nach dem Auszählen fehlten Bernhard drei Punkte auf die vermeintliche Siegerin. Doch dann stellte sich heraus, dass die Spielerin versehentlich ein Kreuz zu viel gemacht hatte. Da nicht mehr nachvollziehbar war, wo und wann das Malheur passiert war, einigte man sich nach kurzer Diskussion auf einen geteilten ersten Platz. Damit konnten die Lippe-Siedler wieder zur Konkurrenz aufschließen, die hier nicht so gut vorbereitet schien.
Interessantes am Rande: als 2020 (kurz vor Corona) das erste Mal eine Mannschaft der Lippe-Siedler am Vorausscheid teilnahm, war Ganz schön clever das erste Spiel, das dort gespielt wurde. Damals gab es mit einem dritten und drei vierten Plätzen direkt ordentlich was auf die Mütze für die Lippe-Siedler. Fünf Jahre später und etwas mehr Training im Kopf zeigten alle Werner Mannschaften sehr deutlich, dass Erfolg in diesem Spiel planbar ist.
Istanbul lief auch gut. Bernhard konnte das Drama des vorherigen Spiel nichts anhaben und er gewann seinen Tisch. Geradezu mühelos beendete Klaus wieder seinen Tisch mit einem Sieg. Jörg wurde Dritter, während Mathias einen vierten Rang belegte. Da die Teams aus Gelsenkirchen und Münster wieder stark aufgespielt hatten, waren die Lippe-Siedler vor dem letzten Spiel etwas unter Druck, ein gutes Ergebnis zu erzielen.
Und die Lippe-Siedler erledigten ihre Aufgabe souverän. Mathias konnte in einem nach eigener Aussage komischen Spiel einen Sieg einfahren. Jörg wurde Zweiter, Bernhard Dritter. Klaus schaffte die außergewöhnliche Leistung, auch sein viertes Spiel zu gewinnen. Diesmal war etwas mehr Anstrengung nötig, denn der schärfste Konkurrent am Tisch hatte ein geradezu unverschämtes Glück. Aber wofür hatte man fleißig geübt?
So wurde es bei der Siegerehrung spannend. Würde die Leistung gereicht haben? Und tatsächlich: während InTeam aus Münster das Turnier gewinnen konnte, schoben sich die Lippe-Siedler an der in Mischwald schwächelnden Konkurrenz vorbei auf Rang zwei. Damit qualifizierten sich die Spieler aus Werne und Umgebung erstmalig für das Finale der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft im Brettspiel.
Abgerundet wurde die Freude über die Ehrung für Klaus Niemann als erfolgreichster Spieler des Turniers. Vier Siege in vier Spielen sind eine ausgezeichnete und außergewöhnliche Leistung. Dazu darf er sich über eine weitere Besonderheit freuen: beim Finale in Bad Nauheim wird er auf seine Söhne treffen, die sich schon eine Woche zuvor in Dörverden das Finalticket gesichert hatten.

So endete ein spannendes und an den Tischen sehr harmonisches Turnier mit einem tollen Erfolg für die Lippe-Siedler, für die nun bald das Training fürs Finale ansteht. Ein großes Lob muss man auch der Organisation des Turniers machen: sowohl im Vorfeld als auch vor Ort ging alles reibungslos über die Bühne. Auch die Turnierlänge überraschte positiv: im Vorfeld hatte die Spielauswahl große Befürchtungen geweckt, dass die vier Spiele sich ziemlich ziehen würden, aber spannenderweise waren bis auf Terra Nova alle in ungefähr einer Stunde beendet. Und auch Terra Nova brauchte nur knapp 20 Minuten länger. Das lief also auch im äußeren Rahmen wirklich gut.
Ein Dank geht auch an die möglichen Ersatzspieler, die erstmals bei einem Turnier nicht benötigt wurden. Brigitte Bewersdorff, Gregor Korte und Frank Wolters hätten bei kurzfristigen Ausfällen bereitgestanden und haben im Vorfeld auch mit den Mannschaften trainiert.
Nun gilt es also: fleißig üben und Daumen drücken fürs Finale.
Ein paar weiterführende Links haben wir noch für euch:
Und natürlich wird in Werne auch ohne Wettkampfcharakter gern und viel gespielt. Die nächsten Gelegenheiten sind am 21.02. und am 14.03. um jeweils 19 Uhr beim Spielcafé der Familienbildungsstätte Werne in deren Räumen. Mehr findet ihr unter Termine.
Ein Gedanke zu “Stark aufgespielt – Bericht aus Marl vom 15.02.2025”