Spielen in und um Werne

Eila glitzert nicht so sehr

Ein kleines Häschen liegt unter einem Baum und sieht auf dem nahegelegenen Berg etwas glitzern. Eila, so heißt das Tier, ist so angetan, dass sie erkunden möchte, was es damit auf sich hat. Daher macht sie sich auf, schnurstracks dorthin zu gehen und das glitzernde Etwas zu finden. Soweit die Geschichte zu diesem Abenteuerspiel, von dem ich euch berichten möchte.

Im Sommer 2022 habe ich bei der Spieleschmiede „Eila und das glitzernde Etwas“ unterstützt (ich neige ja dazu, dass „vorbestellt mit Vorkasse“ die treffendere Bezeichnung ist, aber das ist ein anderes Thema). Ursprünglich sollte das Spiel im Dezember 2022 kommen, eine 200%ige Verspätung später war es im Dezember 2023 dann endlich bei mir.

Wir übernehmen also die Rolle des kleinen Hasen und erleben nun das große Abenteuer, das sich in mehrere Kapitel unterteilt, die jeweils eine definiertes Ziel haben, wobei dies in einer vorgegeben Anzahl von Tagen erreicht werden muss. Das Spiel ist ein echtes Solospiel, die Angaben des Verlags „2-3 Spieler“ bedeutet nichts anderes, als dass Entscheidungen gemeinsam getroffen werden können bzw. die jüngere Zielgruppe begleitet spielt. Denn auf diese zielt Mirakulus durchaus ab, gab es im Schmiedeprojekt auch das passende Plüschtier zu erwerben.

Spielmechanisch ziehen wir dazu aus dem Stapel für „heute“ die erste Karte und handeln diese ab, indem wir wie in den guten, alten Abenteuerbüchern eine Entscheidung treffen. Diese Entscheidung führt dazu, dass die Karte entweder ins „gestern“ und damit aus dem Spiel oder auf den Stapel für „morgen“ kommt. Zudem kann es sein, dass die Entscheidung temporär Karten ins Jetzt bringt (also einmalig ins Spiel) oder neue Karten ins morgen bringt. Ist der „Heute“-Stapel durch, wird er neu gemischt, eventuelle Tagesereignisse abgehandelt und der Spaß geht, sofern das Kapitelziel noch nicht erreicht ist, weiter.

Im Rahmen der Ereignisse bekommen wir Ressourcen, von denen es mit Geld, Möhren und Sterne sowie Wissen, Energie und Angst sechs in zwei verschiedene Kategorien gibt. Angst ist dabei eine negative Ressourcen, die Platz wegnimmt und im Zweifel für Schaden sorgt, denn unsere Gesundheit ist eine weitere Ressource. Nicht in allen, aber in vielen Kapiteln, ist das Ressourcenmanagement das Spielziel, denn wir müssen eine bestimmte Anzahl abliefern/parat haben.

Im Laufe des Spiels kommen noch Gegenstände und Unterstützungskarten hinzu, die uns Vorteile bei diversen Aktionen bringen.

Nun habe ich das Spiel einmal durchgespielt und möchte berichten, wie es mir ergangen ist und was das Spiel mit mir gemacht hat.

Erst einmal finde ich den Mechanismus der Kartenstapel für „gestern“ und „morgen“ ganz gut gelungen, er sorgt für eine gute Durchmischung der Elemente. Auch ist es ganz elegant gelöst, dass in den verschiedenen Kapiteln immer mal wieder kleine Regelanpassungen eingeführt werden, die den Spielfluss auflockern. Denn das ist bitter notwendig, eine nicht unerhebliche Zeit des Abenteuers verbringt man mit dem Sammeln und Umwandeln von Ressourcen. Dafür werden Anfang und Ende des Kapitels in kleinen Comics mit wenig Text schön begleitet, dabei werden auch das Ziel des Kapitels und die Startressourcen bekannt gegeben.

Dabei geht die Geschichte manchmal in der Abwicklung der Spielmechanik unter. Die ist solide Handwerkskunst und erzählt die Geschichte ziemlich direkt. Zwar gibt es nach den Einführungskapiteln die Möglichkeit von bis zu drei unterschiedlichen Enden je Kapitel, aber das, was ich gesehen habe, hat mich nicht vom Hocker gehauen. Klar, die Aufmachung lässt auf eine jüngere Zielgruppe schließen, dafür gibt es aber – erzählt über Bilder auf den Karten und eher wenig Text – viele Rückschlagsmomente, die jüngere Spielerinnen etwas enttäuschen dürften. Zudem gibt es in den unvermeidlichen Kämpfen, die es wohl in jedem Abenteuerspiel geben muss, ordentliche Frustmomente, denn wir werfen mit teils hohem Schwierigkeitsgrad einfach Würfel. Von daher habe ich den Eindruck, dass die Orientierung an die vermeintliche Zielgruppe nur so halb durchdacht wurde. Dafür muss ich in zu vielen Kapiteln unter relativem Zeitdruck Ressourcen sammeln, ohne dass die Geschichte sich groß entwickelt.

Die Ausstattung der deutschen Ausgabe ist in Ordnung, wobei es schade ist, dass die schönen Ressourcen der englischen Ausgabe durch schnöde Holzwürfelchen ersetzt wurden. Da hätte man – auch bei der Zielgruppe – besser punkten können.

Die Karten sind allesamt hübsch illustriert und haben mit 80×120 mm eine schöne Größe. Gegenstands- und Unterstützerkarten sind etwas kleiner, aber ebenfalls hübsch. Die Spielmatte, die ich im Rahmen des Vorverkaufs erworben habe, braucht es hingegen nicht, auch Sleeves sind irgendwie unnötig, da man viele Karten nur wenige Male, manche gar nicht, in die Hand bekommt. Da ist die Gefahr, beim Sleeven einen Spoiler zu bekommen, größer als die Gefahr für die Karten.

Fazit

„Eila und das glitzernde Etwas“ ist ein hübsch illustriertes Abenteuerspiel mit einem schönen Mechanismus, aber einer Geschichte, die irgendwie halbgar wirkt, weil sie für Erwachsene nichts spannendes birgt und für die jüngere Zielgruppe vielleicht doch etwas zu aufregend und manchmal etwas frustran sein könnte. Nicht selten sorgt der Spielmechanismus dafür, dass man sich zu sehr auf diesen fokussieren muss, um erfolgreich zu sein.

Ich fand mich beim Durchspielen in insgesamt acht oder neun Sitzungen zu je 15-25 Minuten nicht schlecht unterhalten, platze aber nicht vor Begeisterung. Das ist alles ganz nett und ok, mehr aber auch nicht. Daher hat das Spiel meine Sammlung inzwischen wieder verlassen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.