Spielen in und um Werne

Alleine spielen und Spaß dabei

Nicht immer sind passende Spielpartner vorhanden, gerade in Zeiten von Corona fallen Spieletreffen und -abende aus, so dass der Kreis der Mitspieler eher klein ist. So sitzt man halt manchmal am Spieltisch allein und sucht nach einem passenden Spiel, das man auch allein spielen kann.

Viele tolle Spiele haben inzwischen auch einen Modus für Solospieler. Entweder wird dabei ein (vereinfachter) automatischer Gegner simuliert oder man spielt gegen seinen eigenen Highscore, aber letztlich ist dies meistens ein Behelf.

Heute stellen wir euch einige Spiele vor, die explizit für Solospieler entwickelt wurden, die also keine behelfsmäßige Überbrückung des Mitspielermangels sind, sondern sich ganz direkt auf den alleinigen Spieler konzentrieren.

Palm Island

Im Englischen funktioniert die Sprachspielerei besser, denn man spielt „Palm Island“ in und aus der Hand (at the palm of your hand).

Die Idee ist simpel. In acht Runden müssen wir uns durch unsere 17 Karten mit Gebäuden auf unserer Insel spielen. Die Gebäudekarten können als Ressourcen genutzt werden, dazu werden sie im Uhrzeigersinn gedreht. Diese Ressourcen kann man nutzen (zurückdrehen), um das nächste Gebäude (=Karte) zu drehen oder zu wenden, was einer Aufwertung entspricht. Diese Aufwertung führt zu höherem Ertrag (Ressourcen) im nächsten Durchgang oder zu Punkten, wovon man nach acht Durchgängen die meisten haben sollte.

Das Spielgefühl ist gut. Man entscheidet sich Karte für Karte, ob und wie man diese nutzt und schiebt sie dann ans Ende des Decks. Etwas fummelig wird es, wenn bis zu maximal vier Karten gekippt sind, also als Ressourcen genutzt werden. Dennoch hält Palm Island sein Versprechen und lässt sich elegant in einer Hand spielen.

Spaß macht das Spiel zudem auch. Es ist nicht zu simpel trotz weniger Karten. Man muss sich ein wenig merken, wo welche Karte liegt, damit man das Drehen und Wenden durch rechtzeitiges Aktivieren der Ressourcen vorbereiten kann.

Ein wirklich gelungenes Spiel, das schnell von der Hand geht und viel Suchtpotenzial hat.

Coffee Roaster

Thematisch ist „Coffee Roaster“ ein Highlight. Es gilt aus einer vorgebenen Menge an Kaffeebohnen einer Zielmischung zu rösten, die allesamt nicht nur realen Vorbildern entsprechen, sondern über die man auf den Zielkarten noch einiges lernen kann.

Die vorgebenen Bohnen kommen in einen Sack, aus dem je Runde eine bestimmte Zahl gezogen werden. Diese können nun für bestimmte Sonderaktionen genutzt werden oder zum Rösten gebracht werden. Diesen Vorgang kann man mehrmals wiederholen, bis es zum Tassentest geht.

Dabei werden bis zu zehn Bohnen aus dem Beutel gezogen und in eine Tasse gelegt (oder in eine begrenzte Ablage, falls man verbrannte Bohnen gezogen hat). Die in der Tasse liegenden Bohnen sollen dann die Zielvorgabe erfüllen. Je nach Erfüllungsgrad gibt es nun Punkte. Nach drei Durchgängen, bei denen das Ergebnis des vorherigen das Ziel des folgenden bestimmt, wird eine Gesamtpunktzahl ermittelt.

Bagbuilding“ heißt das Spielprinzip von Coffee Roaster und macht wie Deckbuilding im wesentlichen das Erhöhen von Wahrscheinlichkeiten zum Spielziel. Das gelingt hier außerordentlich gut, trotz gleichen Spielprinzips spielen sich die unterschiedlichen Kaffeesorten wirklich komplett unterschiedlich. Das ist extrem gut ausbalanciert.

Coffee Roaster ist ein etwas größeres Solospiel, das thematisch sehr gelungen ist und spielerisch zu überzeugen weiß.

Maquis

Ein Workerplacement-Spiel mit ernstem Hintergrund ist „Maquis“. Im von Nazis besetzten Frankreich müssen wir geheime Aufträge erfüllen, die Laune der Bevölkerung im Rahmen halten und uns vor den Nazischergen in Acht nehmen, um nicht gefangen genommen zu werden.

Je nachdem, wo ich meine Arbeiter hinschicke, erhalte ich Ressourcen oder Vorteile, die ich im weiteren Verlauf zur Herstellung von Waffen oder für meine Aufträge brauche. Gleichzeitig muss ich aufpassen, dass mir der Rückweg zur Basis nicht von der Schutzpolizei abgeschnitten werden kann. Ggf. kann ich dafür auch weitere Unterschlüpfe bauen, um mich sicherer bewegen zu können.

Schaffe ich es, meine Aufträge zu erledigen, gewinne ich das Spiel. Andernfalls verliere ich nach einer bestimmten Rundenzahl oder beim Verlust aller Arbeiter oder wenn die Stimmung gekippt ist.

Maquis ist ein sehr pfiffiges, kleines Workerplacement-Spiel. Die Thematik ist sehr ernst, dennoch oder gerade deswegen macht es Spaß, die richtige Schrittfolge auszuknobeln, um die Aufträge zu erfüllen. Das zufallsgesteuerte Auftreten der Schutzpolizei gilt es zu berücksichtigen.

Maquis ist sicherlich ein vergleichsweise anspruchvolles Solospiel, das aber eine Empfehlung wert ist, da es fordernd und spannend ist.

Orchard

Orchard konnte einigen Erfolg als Print-and-Play-Spiel verbuchen und wurde über Kickstarter zu einem physikalischen Spiel realisiert.

Ziel des Spiels ist es, einen prächtigen Obstgarten mit nur neun Karten zu erstellen. Auf diesen Karten sind sechs Obstbäume abgebildet, die sich aus drei verschiedenen Arten rekrutieren.

Nun gilt es, auf die ausliegende(n) Karten eine von zwei auf der Hand liegenden teilweise zu legen, so dass gleichartige Baumarten sich überdenken. Für jede Ebene der Überdeckung gibt es mehr Punkte, falsche Überdeckungen führen zu Wurmbefall (=Negativpunkte und Blockade).

Am Ende der neun Karten werden die erreichten Punkte, die in farbigen Würfeln markiert wurden, zusammenzuzählen.

So einfach, wie es sich liest, ist Orchard auch. Meine siebenjährige Tochter hat das Spielprinzip sofort verinnerlicht. Dabei hat Orchard einiges an Spieltiefe, denn spätestens nach drei, vier Karten gibt es viele Anlegemöglichkeiten, die aber eventuell weitere Schritte erschweren. Was simpel anfängt, wird mehr und mehr ein spannendes und herausforderndes Puzzeln.

Da es insgesamt 18 Karten gibt, aus denen man neun zufällig auswählt, gibt es auch einen hohen Wiederspielwert. Tolles Spiel.

Natürlich gibt es noch unzählige sehr gute Einzelspieler-Spiele. Auch sind die Solo-Varianten vieler großer Brettspiele wirklich sehr gelungen. Elegant gelöst wird es z.B. bei Everdell, wo der Verwaltungsaufwand für den virtuellen Gegner minimal ist, oder bei Räuber der Nordsee, wo man zwar einige Ressourcen des Gegners verwalten muss, dafür aber schon recht nah an einem echten Gegner ist.

Vielleicht findet ja durch diese kleine Auflistung der ein oder andere Leser etwas Inspiration, um die etwas einsame Zeit daheim sich schöner zu gestalten.

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